Vom 20. bis 23. Januar kamen rund 30 Amazon-Arbeiter*innen und Unterstützer*innen aus sieben Ländern zu einem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderten Treffen der Amazon Workers International (AWI) in Räumen des RLS-Büros in Genf zusammen. Anwesend waren Gewerkschaftsaktive aus Deutschland von ver.di sowie dem Leipziger Streik-Solidaritäts-Bündnis, aus Frankreich von SUD Solidairs, aus Polen von der Inicjatywa Pracownicza (Arbeiterinitiative, IP), aus Spanien von der Confederación General del Trabajo (Allgemeine Arbeiter-Konföderation, CGT), aus den USA von den Amazonians United (AU), aus Kanada von einer sich im Aufbau befindenden Betriebsgewerkschaft und aus Italien vom Social Strike-Bündnis. Eingeladene Gewerkschafter*innen aus der Türkei und aus Indien hatten kurzfristig absagen müssen.
Das Treffen wurde auch zu Austausch und Vernetzung mit anderen Akteuren genutzt: Ein Vertreter der #MakeAmazonPay-Kampagne der Progressive International nahm teil, zeitweise war auch eine langjährige IndustriALL-Mitarbeiterin zugegen, und es gab ein Treffen mit Nick Rudikoff, dem Amazon-Kampagnen-Koordinator des globalen Gewerkschafts-Dachverbandes UNI Global Union, dessen Mitgliedsgewerkschaften einige AWI-Aktive angehören, während die Gewerkschaften anderer AWI-Aktiver außerhalb von UNI stehen. Die AWI gründete sich 2015 als ein transnationales gewerkschaftliches Basis-Netzwerk, und kommt halbjährlich zu Vernetzungstreffen zusammen. Bisher hatten aber kaum Arbeiter*innen außerhalb Europas physisch teilnehmen können. Entsprechend groß war die Freude über die Anwesenheit von vier Arbeiter*innen aus den USA und zweien aus Kanada beim Genfer Treffen.
Auf dem Treffen wurde sich über die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Ländern, die gegenwärtige Entlassungswelle und die Versuche des Konzerns, mit Kurierfahren auch noch die letzte Meile in die Finger zu bekommen, ausgetauscht.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung präsentierte ihre seit zehn Jahren verfolgte Arbeit rund um den langen Kampf der Amazon-Beschäftigten, den nächsten, am 2. Februar startenden Organizing for Power-Kurs – ein in zahlreichen Sprachen angebotenes globales Online-Trainigsprogramm – und bot an, ihre 5. Konferenz gewerkschaftliche Erneuerung («Streikkonferenz», 12. bis 14. Mai, Bochum) wie in der Vergangenheit auch wieder als Plattform zur Amazon-Vernetzung zu nutzen. Anschließend wurde über die mögliche Entwicklung eines Amazon-spezifischen Organizing for Power-Trainingsprogramms diskutiert.
Verabredet wurden Aktionen zum zehnjährigen Jubiläum der Streiks bei Amazon in Deutschland, Aktionen rund um den Black Friday im November, und weitere Aktivitäten, die aber noch nicht bekannt gegeben werden sollen. Die Arbeiter*innen nutzten das Treffen unter anderem auch für eine Solidaritäts-Aktion mit dem ersten Streik bei Amazon in Großbritannien am 25. Januar diesen Jahres.
Die Teilnehmenden bewerteten das Treffen sehr positiv, und äußerten einmütig den Wunsch nach einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Auch Jan Leidecker, Leiter des Genfer Büros der RLS, zeigte sich zufrieden: «Das Treffen war ein echter Schritt nach vorn für die Arbeiter*innen, die in der ganzen Welt Amazon-Belegschaften organisieren. Es ist gut, dass wir dies ermöglichen können. Gleichzeitig bleibt gerade die Einbeziehung des globalen Südens ein dickes Brett, dass es zu bohren gilt.»
Mit ihrer Förderung des Treffens hofft die Rosa-Luxemburg-Stiftung auch, einen Beitrag zur Fortsetzung des Werkes des 2020 jung verstorbenen Amazon-Arbeiters, verdi-Aktiven und AWI-Gründers Christian Krähling zu leisten.
Siehe auch das Interview mit Vanessa Carrillo von den Amazonians United über das Genfer Treffen der AWI in der junge Welt.