Publikation Parteien- / Bewegungsgeschichte - Kapitalismusanalyse - Gesellschaftstheorie Sozialist-Werden

Friedrich Engels in Manchester und Barmen 1842–1845

Information

Reihe

Buch/ Broschur

Autor

Michael Brie,

Erschienen

Februar 2020

Zugehörige Dateien

Die Baumwollspinnerei Ermen & Engels in Engelskirchen wurde 1837 gegründet. Heute befindet sich dort das LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels Engelskirchen Archiv Ermen & Engels

Während der 200. Geburtstag von Marx 2018 fast wie ein bundesdeutscher Staatsfeiertag begangen worden ist und weltweit Konferenzen stattfanden, werden die Feierlichkeiten zu Engels’ 200. Geburtstag am 28. November 2020 aller Voraussicht nach bescheidener ausfallen. In einem Brief an seinen Freund und Mitstreiter Johann Philipp Becker schrieb Engels 1884 über sich: «Ich habe mein Leben lang das getan, wozu ich gemacht war, nämlich zweite Violine [zu] spielen, und glaube auch, meine Sache ganz passabel gemacht zu haben. Und ich war froh, so eine famose erste Violine zu haben wie Marx.» (MEW 36: 218) Mit diesem Bild führt uns Engels bewusst in die Irre. Marx und er spielten im Duett; und mal war es Engels, mal Marx, der Ton und Rhythmus vorgab. 

Anliegen des vorliegenden Essays ist es, dem lernenden Engels zuzusehen, jenem Engels, der nach England ging, um die neue Welt des Industriekapitalismus zu verstehen und kommunistischer Revolutionär zu werden. Von Engels kann man lernen zu lernen. Das Wie seines auf praktisches Eingreifen zielenden Erkenntnisprozesses ist für uns heute wichtiger als das Was seiner Resultate. 

Der folgende Essay spürt dem faszinierenden Solisten Engels im Konzert mit den vielen Sozialisten seiner Zeit nach, bevor er sich zum Teil der «Partei Marx» gemacht hat. Engels’ 200. Geburtstag könnte Anlass sein, ihn aus dem Schatten von Marx herauszuholen, die Tendenz zu überwinden, ihn zur Zweitklassigkeit zu degradieren. Ein preußischer Agent hatte völlig recht, als er in den 1850er Jahren in einem Bericht nach Berlin von der «Partei Marx Engels» schrieb. An jeden von beiden sind je eigene Maßstäbe anzulegen. Politisch wie intellektuell bildeten Marx und Engels eine Einheit – der Unterschiedenen: Nur zusammen, ohne Wenn und Aber, nur zusammen haben sie weltgeschichtliche Wirkung entfaltet. Bis heute: «So paradox es auf den ersten Blick erscheinen mag: Marx’ und Engels’ historische Kontextualisierung, ihre konsequente Zurückstellung in ihre Voraussetzungen, Zusammenhänge und zeitgenössischen Diskurse ermöglichen eine Diskussion über Potenziale, die sie und ihre Zeit aus heutiger Sicht aktuell halten.» (Herres 2018: 12)

Inhalt:

  • Vorwort: Engels’ Suchprozess
  • 1 Engels’ Leitfrage: Auf welchem Wege kann eine menschliche Gesellschaft geschaffen werden?
  • 2 Die Adressat*innen: die Internationale der Kommunisten, das reformorientierte Bürgertum und die deutschen Arbeiter
  • 3 Engels’ Wirklichkeitsanalyse
  • 4 Methodologie
  • 5 Eingreifende Erzählungen
  • 6 Der Engels-Marx-Ismus
  • Literatur