Bedeutung des Internet für Subsahara Afrika

Von Sabine Fastner. Heft Nr. 4, 92 Seiten, DIN A5

Die entwicklungspolitische Bedeutung des Internet für die Volkswirtschaften in Subsahara Afrika.
Von Sabine Fastner.

Neue Kritik aus Schule und Hochschule • Heft Nr. 4 • September 2003 Mit der Reihe Neue Kritik aus Schule und Hochschule bietet der Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung in Bayern e.V. eine Möglichkeit,Arbeiten zu veröffentlichen, die im Zusammenhang der Schul-, Studien- oder Berufsausbildung, in der Gewerkschaftsjugend oder einem selbstorganisierten Arbeitskreis entstanden sind. Die bearbeiteten Themen sollten allgemein interessante Probleme behandeln, die im weiten Sinn politische Relevanz besitzen. Mit der Veröffentlichung in dieser Reihe erhalten die Autorinnen und Autoren die Chance, ihre oft aufwendig recherchierten Positionen einem breiteren Kreis vorzulegen. Für die Leserinnen und Leser werden kritische Anstrengungen, die sich für emanzipative Ziele einsetzen, nutzbar gemacht. So verschwinden Arbeiten nicht einfach in der Schublade, sondern erfahren die Kritik und Würdigung von Interessierten, die im Ausbildungsbetrieb leider nicht immer selbstverständlich ist.
 

Fragestellung:

Zur Jahrtausendwende lebt fast die Hälfte der Bevölkerung Afrikas in absoluter Armut; etwa dreißig Prozent werden als äußerst arm klassifiziert und leben von weniger als $1 pro Tag. Überdies ist Afrika eine der wenigen Regionen, in denen das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in den vergangenen zwanzig Jahren gesunken ist. Um unter sonst gleich bleibenden Bedingungen in den nächsten fünfzehn Jahren nur eine Erhöhung der Zahl der Armen zu verhindern, sind jährliche Wachstumsraten über fünf Prozent nötig, fast das Doppelte der in den Jahrzehnten nach 1973. Um das International Development Goal einer Halbierung der absoluten Armut bis 2015 zu erreichen, werden unter sonst gleich bleibenden Umständen jährliche Wachstumsraten von sieben Prozent und mehr nötig sein – und eine bessere Verteilung der Einkommen. Inwieweit das Internet einen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten kann ist das Thema dieser Arbeit. Welche entwicklungspolitische Bedeutung hat das Internet für die Volkswirtschaften in Subsahara Afrika? In der Literatur finden sich dazu widerstreitende Meinungen. Die erste besagt, dass Afrika die industrielle Revolution verpasst und nun die Chance hat, an der Informationsrevolution teilzunehmen: „If Africa can rapidly equip itself with an excellent information and communications infrastructure, it will be able to exploit the gains offered by the emerging knowledge-based economy."1 Den alternativen Standpunkt formuliert Mander: „Computers may help individuals feel powerful or competent, and surely they are useful in many ways. But they do nothing to alter the rapid global centralization of power that is now underway; quite the opposite. In fact, it is my opinion that computer technology may be the single most important instrument ever invented for the acceleration of centralized power. ...The new telecommunications technologies assist the corporate, centralized, industrialized enterprise (the `right'?) far more efficiently than the decentralized, local, community-based interests (the `left'?), which suffer a net loss."2 In dieser Arbeit wird versucht, diese Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Sie beschäftigt sich mit der in Abbildung 1 gezeigten Subsahara Afrika und läßt die nordafrikanischen Länder Sahara, Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Ägypten außer Acht. Afrika wird also unnatürlich auseinandergerissen und ihr Nordteil quasi Europa zugeschlagen, wie dies bei Studien der Region üblich ist, da Nordafrika Teil einer anderen Wirtschaftsregion – des Mittleren Ostens – mit ihren eigenen, verschiedenen wirtschaftlichen Themen ist. Im Umfeld der Weltbank findet dann die Bezeichnung des gesamten Kontinents, „Afrika", als Kurzform von „Subsahara Afrika" Verwendung. Regionale Organisation wie die African Development Bank, die Organization of African Unity oder die Economic Commission for Africa der Vereinten Nationen, dagegen verstehen unter „Afrika" meist den gesamten Kontinent. Um beiden Seiten gerecht zu werden und Verwirrungen vorzubeugen, wird in dieser Arbeit auf die Verwendung der Kurzform verzichtet. Ebenfalls nur am Rande behandelt wird Südafrika, das unter dem Apartheitsregime eine relativ hervorragende Wirtschaft nach westlichem Vorbild aufgebaut hat und in allen wirtschaftlichen Aspekten einschließlich dem Internet weit vor allen anderen afrikanischen Staaten liegt. Südafrika leidet im Grunde an denselben Problemen und ist eindeutig ein Teil Subsahara Afrikas. Ihre besondere Situation soll zugunsten eines klareren Bildes aber weitgehend ausgeblendet bleiben. Ein Wort der Vorsicht: Die Zahlen in dieser Arbeit beruhen wegen der schlechten Datenlage größtenteils auf Schätzungen, die nach oben oder unten von den wahren Zahlen abweichen können. Nur ihre Größenordnung ist aussagekräftig.
1 World Bank 2000, p. 132.
2 Mander 1996, p. 355.