Mit Film- und Vortragsabenden sowie gemeinsamen Werkstätten soll die Zeit der Bairischen Revolution und Räterepublik auf eine lebendige Art und Weise präsentiert und diskutiert werden. Der Eintritt bei allen Veranstaltungen ist frei.
Die Revolutionswerkstatt richtet sich an Interessierte, die sich an einer aktiven Erinnerungskultur beteiligen wollen. Ziel ist die gemeinsame Erstellung einer „Revolutionskarte“ für Bayern.
Im Jahre 2018 liegt der inhaltliche Schwerpunkt des Programms auf der bairischen Revolution, 2019 beschäftigen wir uns mit der bairischen Räterepublik.
Alle Veranstaltungen finden statt in der:
Sendlinger Kulturschmiede e.V.
Daiserstraße 22
81371 München
- Der Eintritt bei allen Veranstaltungen ist frei.
Plakat: klick hier
Für weitere Veranstaltungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu den Revolutionsjubiläen: klick hier
Programm 2018-2019
Do, 15.11.2018, 19 Uhr
„Baiern ist fortan ein Freistaat“ – Ausstellung zu Kurt Eisner
Vernissage und begleiteter Rundgang durch die Ausstellung
Die Ausstellung ist bis 24.02.2019 immer zu den Veranstaltungsterminen zu sehen.
Die Revolution 1918 wurde nicht von einer anonymen Masse getragen, sondern von Personen mit Namen, Gesichtern und Lebensgeschichten. Wer waren die bairischen Revolutionärinnen und Revolutionäre rund um Kurt Eisner? Dieser Frage widmet sich die Ausstellung.
Mit dem Kurator Wolfram Kastner, München, Aktionskünstler, Kurt-Eisner-Kulturstiftung, Plenum R
Sa, 17.11.2018, 13 – 16 Uhr
Revolutionswerkstatt:
Bairische Revolution und Räterepublik für Interessierte ohne Vorkenntnisse
Die Bairische Revolution von 1918/19 und die frühen Jahre des Freistaates Baiern stehen im Mittelpunkt der Revolutionswerkstatt. Folgenden Schwerpunkten wollen wir uns widmen: Die Auswirkung des ersten Weltkrieges in Bayern; Verlauf, Akteur*innen und Wirkung der Bairischen Revolution und Räterepublik; die Rolle Kurt Eisners; die Niederschlagung. Zum Schluss fragen wir gemeinsam, was von diesen historischen Ereignissen geblieben ist.
Mit Teamer*innen des Plenum R
Sa, 17.11.2018, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
„Den Tagen, die da kommen, gewachsen sein“ - Die Lebensgeschichte der Zenzl Mühsam
Uschi Otten, ist Herausgeberin des Briefwechsels des Anarchisten und Dichters Erich Mühsam und seiner Frau Kreszentia Mühsam: "Diese Frau hat mir der Himmel geschickt!" In ihrem Vortrag schildert Uschi Otten die revolutionäre Tätigkeit Zenzl Mühsams während der Novemberrevolution und ihren späteren Lebensweg in den Fängen Stalins.
Uschi Otten, Berlin, Historikerin, Regisseurin und Autorin von zahlreichen Büchern und Artikeln über Zenzl Mühsam
Di., 20.11.2018, 19 Uhr
Filmabend:
„Es geht durch die Welt ein Geflüster“ - Dokumentarfilm über die Münchner Revolution und Räterepublik 1918/19
Der Dokumentarfilm „Es geht durch die Welt ein Geflüster“ entstand zum 70. Jahrestag der Münchner Revolution und Räterepublik im Jahr 1988/89. Er verwebt zeitgeschichtliche Film und Fotodokumente sowie Interviews. Zu Wort kommen die damals bereits hochbetagte Zeitzeug*innen: Kommunisten, Sozialisten, Syndikalisten und Anarchisten wie Centa Herker, Hugo Jakusch und Helmut Lichtinger. Der Film ist eines der wenigen Bewegtbilddokumente, das den Zeitzeug*innen aus dem linken Spektrum eine Stimme gibt.
Mit der Autorin und Regisseurin Ulrike Bez
Do, 22.11.2018, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Doppelportrait Rosa Luxemburg und Kurt Eisner
Auf ganz unterschiedliche Weise haben Rosa Luxemburg und Kurt Eisner die Novemberrevolution 1918 erlebt. Dabei waren sie nicht immer einer Meinung. Wo gab es Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten und wie beeinflussten beide die Geschicke Bayerns und des Deutschen Reiches?
Julia Killet, München, Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern, promovierte zur Darstellung Rosa Luxemburgs in der Prosa, Plenum R
Riccardo Altieri, Potsdam, Historiker, schreibt eine Dissertation über Paul Frölich und Rosi Wolfstein, Autor von „Der Pazifist Kurt Eisner“, Kovač, 2015
Di, 27.11.2018, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Revolution auf dem Lande
Der Vortrag soll die Münchner*innen aus ihrer revolutionären Käseglocke holen. Revolution war in ganz Bayern. Es gab unterschiedliche Bedingungen und Ereignisse, die dargestellt und in ihren Auswirkungen eingeschätzt werden sollen.
Günter Baumgartner, Grafing, Autor von „Die bayerische Revolution 1918/19 in Stadt und Land“, Plenum R
Do., 29.11.2018, 19 Uhr
Autorenlesung / Diskussion:
„Der Abend kommt so schnell. Münchens vergessene Revolutionärin Sonja Lerch“
Für Sarah Sonja Lerch (1882-1918) geb. Rabinowitz ist der Frieden zum Greifen nah. Mit Kurt Eisner und anderen Pazifisten will sie im Januar 1918 nach vier entbehrungsreichen Jahren den Krieg beenden. Eisner und sie rufen den Generalstreik aus, doch die Aktivisten werden verhaftet. Ihr Ehemann sagt sich öffentlich von Sarah Sonja Lerch los. Er will seine berufliche Karriere nicht durch das skandalöse Benehmen seiner Gattin gefährden. Nur Fritzi, eine junge Munitionsarbeiterin, besucht die Gefangene. Sie will das Geheimnis der bewunderten Revolutionärin erfahren. Vor dem Leser enthüllt sich das tragische Leben einer Frau zwischen zwei Welten.
Cornelia Naumann, München, Dramaturgin, Plenum R, AG Räte-Frauen im Plenum R und Autorin von „Der Abend kommt so schnell. Sonja Lerch – Münchens vergessene Revolutionärin“, Gmeiner, 2018
Sa, 01.12.2018, 14-17 Uhr
Revolutionswerkstatt:
Bairische Revolution in Stadt und Land
Der Fokus der Erforschung der bayrischen Revolution und Räterepublik 1918/19 richtet sich meist auf die zentralen Geschehnisse in München. Die Stadt München war zwar das Zentrum der revolutionären Umbrüche, allerdings können die Ereignisse hier nicht isoliert gesehen werden. In zahlreichen bayrischen Städten und Gemeinden (u.a. Rosenheim, Kolbermoor, Bad Aibling, Bruckmühl, Miesbach, Traunstein) bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte, deren Handeln in Wechselwirkung zu den Münchner Ereignissen stand. Bedeutende Akteur*innen der Rätezeit waren in der bayerischen Provinz aktiv, und teilweise verlagerten sich Geschehnisse der Stadt München auch ins Umland. Die Werkstatt dient der gemeinsamen Vorbereitung der historischen Bayernkarte mit Ereignissen und Standorten der revolutionären Ereignisse in ganz Bayern.
Sebastian Zehetmair, Berlin/München, Historiker, promoviert zur „KPD in Bayern, 1919-1924“ an der Universität München und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Günter Baumgartner, Grafing, Autor von „Die bayerische Revolution 1918/19 in Stadt und Land“, Plenum R
Do, 06.12.2018, 19 Uhr
Autorenlesung / Diskussion / Musik:
„Novemberlicht. Revolution in Bayern“ mit Liedern auf der Gitarre
„Im Winter 1918/19 taucht in Dachau ein geheimnisvoller junger Mann auf, der sich mit einigen gerade aus dem Krieg heimgekehrten Soldaten der Roten Garde anschließt. Zusammen mit ihnen zieht er nach München, wo er den Kampf um Giesing erlebt, mit ihnen flieht er vor der Verfolgung durch die siegreichen Regierungstruppen auf einen Einödhof in den Schlierseer Bergen. Dort verliebt er sich in eine Bauerntochter und will mit ihr eine Zukunft aufbauen. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein: Mehrfach versucht man ihn zu töten….“
Leonhard Michael Seidl, Erding, freier Schriftsteller, Dramatiker und Autor von „Novemberlicht“, Bayerland, 2015
Di., 11.12.2018, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Das Frauenwahlrecht und noch viel mehr
Es ist kaum bekannt, dass Frauen 1918 nicht nur das Wahlrecht, sondern auch viele andere Verbesserungen ihrer Lebens- und Arbeitssituation forderten, wie z.B. die gleichen Rechte in der Kindererziehung, die Aufhebung des Zölibats für weibliche Beamte und gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeitsleistung. Was wurde aus diesen Forderungen damals und wie sieht es mit der Gleichberechtigung heute aus?
Christiane Sternsdorf-Hauck, München, Autorin von „Brotmarken und Rote Fahnen – Frauen in der bayrischen Revolution und Räterepublik 1918/19“, Neuer ISP-Verlag, 2008, AG Räte-Frauen im Plenum R, Plenum R
Eva-Maria Volland, München, Lehrerin, Autorin, Plenum R, AG Räte-Frauen im Plenum R
Do., 13.12.2018, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Politisches Bewusstsein und Psychoanalyse seit 100 Jahren: Otto Gross
Der Psychiater und Psychoanalytiker Otto Gross aus Österreich war ein aktives Mitglied der sozialistisch-anarchistischen Bewegung und auch in literarische Kreise in der Wiener, Münchner, Berliner und Schweizer Bohème integriert. Von Sigmund Freud wurde er geschätzt, und Erich Mühsam gehörte zu seinem Freundeskreis. Aufgrund verschiedener Affären wurde er auf Betreiben seines Vaters, des berühmten Strafrechtlers Hans Gross, in psychiatrischen Anstalten interniert, entmündigt, steckbrieflich gesucht und als Anarchist verhaftet. 1920 verstarb er unter ungeklärten Umständen. In seinen zahlreichen Schriften wird die Auseinandersetzung zur Psycho-Politik für uns eine Anregung sein.
Fritz Letsch, München, Gestalttherapeut, Plenum R
Di., 18.12.2018, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Die Rolle des Bauernbundes
Das geniale an Eisners Umsturz war nicht nur der Zug durch die Kasernen, um die bewaffnete Macht auf seine Seite zu bringen, sondern auch der Schachzug, durch das Bündnis mit dem Bauernbund zum einen die Ernährung Münchens sicher zu stellen und zum anderen auch eine politische Zustimmung in der Provinz zu erreichen. Doch wer war dieser Bayerische Bauernbund?
Günter Baumgartner, Grafing, Autor von „Die bayerische Revolution 1918/19 in Stadt und Land“, Plenum R
Do., 20.12.2018, 19 Uhr
Lesung mit Musik:
Sozialistische Weihnacht
Cornelia Naumann, begleitet vom Lindwurmensemble, liest kaum bekannte Weihnachtsmärchen von Kurt Eisner, Hermynia zur Mühlen, Kurt Tucholsky u.a.
Cornelia Naumann, München, Dramaturgin, Plenum R und Autorin von „Der Abend kommt so schnell. Sonja Lerch – Münchens vergessene Revolutionärin“, Gmeiner, 2018
Di., 22.01.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Alltag und Erinnerung: Alte Mythen und neue Erkenntnisse zur Revolution 1918/19
Das Ausstellungsprojekt „Alltag und Erinnerung“ des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung versucht, bislang weniger beachtete Aspekte des Revolutionsgeschehens, v. a. aus Sicht der „kleinen Leute“, auszuleuchten. Zugleich wird ein Blick auf die wechselvolle, bisweilen kuriose Bewertung und Vereinnahmung der Revolution gerichtet. Fragen, die die Ausstellung beantwortet, aber auch gestellt hat, stehen im Mittelpunkt des Vortrages.
Bernward Anton, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, promovierte zur Spaltung der bayerischen SPD im Ersten Weltkrieg
Do., 24.01.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
„Hysterische Furien und schnatternde Gänse“. Die ersten Frauen im bairischen Parlament
Zwischen 1918 und 1933 gab es im Bayerischen Landtag erstmals auch weibliche Abgeordnete, insgesamt 19 Frauen, allerdings waren elf nur kurz, also unter drei Jahren dabei. Längerfristig haben in der Weimarer Zeit eigentlich lediglich acht Frauen in Bayern als Abgeordnete gewirkt. Eine verschwindend kleine Minderheit stand also einer überwältigenden männlichen Politikerschar gegenüber. Und die hat es ihnen beileibe nicht leicht gemacht im parlamentarischen Alltag. War es ihnen unter diesen Umständen überhaupt möglich, politischen Einfluß auszuüben, eventuell sogar parteiübergreifende Frauensolidarität zu erleben?
Karin Sommer, Kulturwissenschaftlerin, München
Mit Unterstützung von DeSchaugO (Elfie Kriester und Anlis Spitzauer), die sich als politisch-literarisches Frauenperformance-Duo verstehen.
Do., 29.01.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Dunst, Gerüchte, Stimmungsmache - Wie unter der Regierung Eisner und während der Räterepubliken die bessere Propaganda siegte
Im Kampf um die Köpfe entscheidet der, der die kulturelle Hegemonie behauptet. Die Interessengruppen stehen fest. Die Durchsetzung ihrer Ziele hängt ab von den Methoden, mit denen sie operieren. Dabei müssen sie analysieren, ob sie Rückenwind oder Gegenwind haben und ob sie zur rechten Zeit am rechten Ort den rechten Ton finden. Freilich haben diejenigen es leichter, welche traditionell auf finanzielle Ressourcen bauen können und die schon früher als politische Eliten galten. Wenn sie dann noch mit subtilem Einfluss Stimmung machen, mit fake news arbeiten, wenn sie Gerüchte kolportieren, wenn sie niedrigste Instinkte ansprechen, dann gewinnen sie.
Günther Gerstenberg, München, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, Plenum R, Herausgeber von „Steckbriefe gegen Eisner, Kurt und Genossen wegen Landesverrates. Ein Lesebuch über Münchner Revolutionärinnen und Revolutionäre im Januar 1918“, Edition AV, 2017 und Autor von „Der kurze Traum vom Frieden. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Umsturzes in München 1918“, Edition AV, 2018.
Do., 07.02.2019, 19 Uhr
Vortrag/Diskussion:
Zustandekommen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds als Geheimfonds
Der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt stellt der sogenannte Wittelsbacher Ausgleichsfonds eine in alle Ewigkeit munter sprudelnde Geldquelle für den bayerischen Adel dar. Er geht zurück auf die reaktionäre Politik im Bayern der 1920er Jahre nach der gescheiterten Räterepublik. Dazu liest Rudolf Stumberger aus seinem Buch München ohne Lederhosen – ein kritisch-alternativer Stadtführer 1918-1968.
Rudolf Stumberger, München, Autor von „München ohne Lederhosen – ein kritisch-alternativer Stadtführer 1918-1968“, Alibri, 2016 und „Das Raubtier und der rote Matrose – Orte und Ideologien der Revolution und Räterepublik 1918/1919“, Alibri 2018
Di., 12.02.2019, 19 Uhr
Filmabend:
„Rotmord“
Peter Zadeks Fernsehspiel nach Tankred Dorsts Theaterstück „Toller“ erzählt die Geschichte der Münchner Räterepublik. In ihrem Zentrum steht der Dichter Ernst Toller, der in der Münchner Räterepublik 1919 Vorsitzender des Zentralrats sowie Abschnittskommandant der „Roten Garde“ war und nach Zerschlagung der Räterepublik wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Für Tankred Dorst, der mit Zadek auch das Drehbuch des Films schrieb, ist Ernst Toller mehr als die Symbolfigur der Räterepublik: „Ich habe mich damals mit Toller identifiziert, wollte ihn aber auch kritisieren: Ein Dichter, der zu politischem Handeln gezwungen wird und scheitert.“
Regie: Peter Zadek, WDR 1969
Di., 19.2.2019, 19 Uhr
Lesung/Diskussion:
„Revolutionärinnen von A bis Z“ - Fiktives Streitgespräch zwischen Anita Augspurg und Clara Zetkin
„His-tory“ wird aus aktuellem Anlass ergänzt durch „Her-story“. Zwei mutige historische Frauen schauen zurück auf ihr Leben, ihr Engagement und ihre Kontroversen. Sie wissen aber auch genau, was heute passiert und appellieren an die junge Generation, sich politisch einzumischen, wenn der Frieden wieder in Gefahr ist, wenn Hass wieder Gewalt erzeugt und Frauen an den Rand gedrückt werden.
Sabine Bollenbach, München, Schauspielerin, Politologin
Heidi Meinzolt, München, Europakoordinatorin Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, AG Räte-Frauen im Plenum R
Do., 14.03.2019, 19 Uhr
„Hundert Jahre später“ - Ausstellung zur Rezeption der Räterepublik in der bildenden Kunst
Vernissage und begleiteter Rundgang durch die Ausstellung
Die Ausstellung ist bis 23.05.2019 immer zu den Veranstaltungsterminen zu sehen.
Nach der Barbarei des 1.Weltkriegs wollten die Überlebenden aus den Schützengräben und mit ihnen die Millionen Kriegsgeschädigten unter Führung der organisierten Arbeiterschaft eine neue Gesellschaft aufbauen. Eine solche ohne die Herrschaft der Reichen, über die Brecht sagt: „Die Kapitalisten wollen keinen Krieg, sie müssen ihn wollen.“ Der Traum hat überlebt. Bilder, Impressionen von heute.
Carl Nissen, München, Künstler
Andreas Paul Schulz, Augsburg, Künstler
Günter Wangerin, München, Künstler
Di., 19.03.2019, 19 Uhr
Lesung / Diskussion:
Revolution! Was kümmern uns Frauen die alten Zöpfe?
Von den Revolutionärinnen Gabriele Kätzler und ihren Töchtern sowie von Hilde Kramer sind uns aus der Revolutionszeit wunderbare, engagierte Briefe erhalten. Die Frauen waren keine Eisners, Tollers, Mühsams. Noch nicht einmal deren Geliebte, Verwandte oder Sekretärinnen ... Insofern hatten sie kaum eine Chance, in die (männliche) Geschichtsschreibung einzugehen. Überliefert sind die Briefe in Polizeiakten. Sie wurden von Sternsdorf-Hauck entdeckt, veröffentlicht und kommentiert.
Christiane Sternsdorf-Hauck, München, Autorin von „Brotmarken und Rote Fahnen – Frauen in der bayrischen Revolution und Räterepublik 1918/19“, Neuer ISP-Verlag, 2008, AG Räte-Frauen im Plenum R, Plenum R
Gesche Piening, München, Schauspielerin, Regisseurin, Feature-Autorin, www.geschepiening.de
Do., 21.03.2019, 19 Uhr
Lesung aus Protokollen der Räterepublik: „Waffen sind an der Garderobe abzugeben“. Im Rahmen der Ausstellung „Hundert Jahre später“
Wie schwer das scheinbar Einfache wie zB. das Erlernen des Aufrechten Ganges ist, zeigen die Protokolle der Räteversammlungen und der provisorischen Nationalversammlung. Hier wurde seit der gescheiterten Befreiungsversuche 80 Jahre vorher mühsam wieder versucht, zu einer offenen und verantwortungsvollen Form der Auseinandersetzung zu finden. Wie das nicht immer gelungen ist, lässt uns Heutige nicht nur schmunzeln, sondern kann auch für den aktuellen Diskurs durchaus hilf- und lehrreich sein.
Andreas Paul Schulz, Augsburg, Künstler
Di., 26.03.2019, 19 Uhr
Hörfunksendung mit Diskussion:
Das Leben der Hedwig Kämpfer (1889 - 1947) – Rätin, Richterin und USPD-Frau
Hedwig und Richard Kämpfer waren Mitbegründer der Münchner USPD. Hedwig Kämpfer war Mitglied des revolutionären Arbeiterrates, Mitgründerin des "Bundes sozialistischer Frauen", 1919–1924 Stadträtin für die USPD / SPD in München. Die Münchener Journalistin Mira Schnoor spürte dem Leben der fast vergessenen Politikerin, die im französischen Exil starb, nach. 1998 machte sie für den BR ein Feauture, für das sie u.a. mit Kämpfers Nichte ein Interview führte.
Mira Schnoor, München, Journalistin
Cornelia Naumann, München, Dramaturgin, Plenum R und Autorin von „Der Abend kommt so schnell. Sonja Lerch – Münchens vergessene Revolutionärin“, Gmeiner, 2018
Ort: Köşk, Schrenkstraße 8, 80339 München
Do., 28.3.2019, 19 Uhr
Lesung / Vortrag / Diskussion:
Frauen für Frieden 1919 – 2019 — vergebene Liebesmüh?!
1919 trafen sich Frauen, um Perspektiven für eine friedliche Nachkriegsordnung und zur Vermeidung künftiger Kriege zu entwickeln. 2019 analysieren Frauen immer noch und immer wieder Ursachen von Krieg und Gewalt und stemmen sich dagegen. Sie beteiligen sich an Verhandlungen - lokal, grenzüberschreitend, global. Was können sie bewirken? Wo stoßen sie an Grenzen und warum?
Heidi Meinzolt, München, Europakoordinatorin Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, AG Räte-Frauen im Plenum R
Eva-Maria Volland, München, Lehrerin, Autorin, Plenum R, AG Räte-Frauen im Plenum R
Fr., 05.04.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
"Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub". Eugen Leviné vor dem Münchner Standgericht
Eugen Leviné ist nicht nur für die historische Forschung, sondern auch als Referenzpunkt in der Auseinandersetzung mit neonationalistischen Allüren interessant. In Petersburg geboren und in Heidelberg aufgewachsen, war Levinés Tätigkeit stets grenzüberschreitend und beispielhaft für die Stärke politischer Hoffnungen auf Gerechtigkeit und Freiheit. Ausgehend von Levinés mutiger Verteidigungsrede vor dem Münchner Standgericht rekonstruieren wir Werk und Wirken des jungen Revolutionärs und Schriftstellers. Vorgestellt werden Levinés Lebensstationen, seine literarische Auseinandersetzung mit der Russischen Revolution von 1905 und sein Wandel vom Sozialrevolutionär zum Kommunisten.
Christian Dietrich, Frankfurt/O, Historiker, Autor von „Eugen Leviné. ‚Ich fühle russisch und denke jüdisch’“, Hentrich&Hentrich, 2017
Di., 09.04.2018, 19 Uhr
Vortrag/Diskussion:
Mord in Gräfelfing
Im Dorf Gräfelfing wird erst im Februar 1919 auf Initiative des sozialdemokratischen Vereins ein Arbeiter-, Bauern- und Bürgerrat gewählt. Er kümmerte sich um Lebensmittel. Am 7. April wählen Arbeiter und Angestellte eines Großbetriebes einen Betriebsrat und etablieren eine Arbeiterwehr. Ende April errichtet die Rote Armee im Gemeindegebiet eine Verteidigungsstellung, die aber am 30.4.1919 angesichts der mit großer Übermacht näher kommenden Weißen Truppen geräumt wird. Am 1. Mai besetzt ein Württemberger Freikorps den Ort, rückt kampflos in Pasing ein und nimmt jedoch Quartier in Gräfelfing. In Pasing hatte man 53 Russen gefangen genommen, die im Lager Puchheim für die Rote Armee geworben worden waren. Sie wurden über Nacht eingesperrt und misshandelt - einer der Männer wurde erschossen. 52 Männer wurden vor ein irreguläres, improvisiertes Feldgericht gestellt und „nach kurzem Prozess“ am 2. Mai in einer Kiesgrube liquidiert — der Mord wurde nie juristisch aufgearbeitet.
Dietrich Grund, Taufkirchen/ Unterhaching, Heimatforscher, Autor von „Revolution in Unterhaching 1918/19“ Online: www.dietrich-grund.de
Fr., 12.04.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Die Rolle von Paul Frölich und Rosi Wolfstein in den Räterepubliken 1919
Als P. Werner verfasste Paul Frölich seine bedeutendste Schrift zur Münchner Räterepublik. Doch welche Rolle spielte er darin und wie stand er zu Eugen Leviné? Seine spätere Frau, Rosi Wolfstein, wirkte zeitgleich im Ruhrgebiet. Wie unterschied sich das Rätesystem dort vom bayerischen?
Riccardo Altieri, Potsdam, Historiker, schreibt eine Dissertation über Paul Frölich und Rosi Wolfstein, Autor von „Der Pazifist Kurt Eisner“, Kovač, 2015
Sa., 13.04.2019, 17 Uhr
Vortrag / Diskussion / Musik:
100 Jahre Versammlung der Betriebs- und Soldatenräte
Referent: Hermann Kopp, Historiker und Vorsitzender der Marx-Engels-Stiftung
Eine Veranstaltung der AG Denkmäler im Plenum R
Weitere Kooperationspartner: Freidenkerverband und Marx-Engels-Stiftung
- Ort: Hofbräuhaus am Platzl, Platzl 9, 80331 München
So., 14.04.2019, 11-13 Uhr
Stadtrundgang:
Revolution und Räte in Baiern
Die geheime Thule-Gesellschaft und das rote Hauptquartier – Orte der Revolution und Räterepublik 1919
Das München der Revolution und Räterepublik ist überschaubar, geographisch gesehen. Der Rundgang beginnt am Sendlinger-Tor-Platz, dort wurde Kurt Eisner in einem Hotel verhaftet. Weitere Stationen: Eisner-Denkmal am Oberanger, Hofbräuhaus (Ausrufung der Räterepublik), Hotel Vier Jahreszeiten (Thule Gesellschaft), Promenadeplatz (Attentat auf Eisner), Prannerstraße (ehemaliger Landtag), Kultusministerium (Hoffmann, Landauer), Odeonsplatz (Ermordung Egelhofers), ehemaliges Kriegsministerium Ludwigstraße (Hauptquartier der Roten Armee)
- Treffpunkt: Brunnen am Sendlinger-Tor-Platz, 80336 München.
Rudolf Stumberger, München, Autor von „München ohne Lederhosen – ein kritisch-alternativer Stadtführer 1918-1968“, Alibri, 2016 und „Das Raubtier und der rote Matrose – Orte und Ideologien der Revolution und Räterepublik 1918/1919“, Alibri 2018
Do., 02.05.2019, 17 Uhr
Ansprache von Siegbert Wolf (Frankfurt/M.) und Musikperformance:
„Die Trommel passt sich zornig an. Zum 100. Todestag von Gustav Landauer“
Die Musikperformance „Die Trommel passt sich zornig an“ setzt Landauers Theorie zur sozialen Revolution mit Sprecher und Trommler künstlerisch um. Teil 1: Zerstörung der alten Begrifflichkeit nach der Sprachtheorie von Fritz Mauthner. Teil 2: Kontemplative Innerlichkeit nach Meister Eckhart. 3. Teil: Dynamische Neukonstruktion in Unschärfen, Paradoxien und Widersprüchen.
- Ort: Landauer-Denkmal, Waldfriedhof, Fürstenrieder Str. 288, 81377 München(bei Regen in der Sendlinger Kulturschmiede)
Oliver Augst, Ludwigshafen, Konzept, Komposition
Reto Friedmann, Neunkirch (CH), Konzept, Text
Jaap Achterberg, Schinznach Dorf (CH), Sprecher, Sänger
Jörg Fischer, Wiesbaden, Trommler
Dr. Siegbert Wolf, Frankfurt/M., Ansprache
Do., 02.05.2019, 20 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Gustav Landauer, Anarchist und Hochschulreformer
Seit den 1890er Jahren engagierte sich der libertäre Kulturphilosoph und Initiator zahlreicher anarchistischer Projekte Gustav Landauer (1870-1919) für die Gründung "Freier Schulen", Volkshochschulen und vor allem für die radikale Umgestaltung der Hochschulen (Stichwort: "Volks-Universitäten"). Ein Schwerpunkt von Landauers Tätigkeit in der ersten, einwöchigen bayerischen Räterepublik im April 1919 betraf - neben den Schulen und dem Theater - das Hochschulwesen. Für Gustav Landauer fokussierte sich die Universität auf eine "Gemeinschaft der Lernenden mit den Lehrenden", auf eine grundlegende Demokratisierung der Hochschule mit weit reichender studentischer Selbstverwaltung.
Siegbert Wolf, Frankfurt/M., Historiker, Politikwissenschaftler, Publizist. Herausgeber der Gustav-Landauer-Werkausgabe 2008-2016
Fr., 03.05.2019, 16 Uhr
Spaziergang:
100. Todestag von Rudolf Egelhofer
Die AG Denkmäler im Plenum R lädt zu einem Besuch des Grabes von Rudolf Egelhofer auf dem Nordfriedhof ein.
Referent*in: NN
- Treffpunkt rechts von der Aussegnungshalle, Nordfriedhof, Ungererstraße 130, 80805 München
Do., 09.05.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Albert Daudistel – Volkskommissar beim Zentralkommissariat für politisch Verfolgte und auswärtige Revolutionäre
Bevor er während der Münchner Räterepublik eine Rolle spielte, hatte Daudistel an verschiedenen Aktionen der Antikriegsbewegung Anteil. Nach der Niederschlagung der Räterepublik und während sowie nach seiner 5jährigen Haftzeit wurde er einer der ersten literarischen Chronisten dieser Epoche. Seiner Erfahrungen mit Verfolgungsdruck und politischem Engagement aus der Isolation heraus gewannen im isländischen Exil ab 1938 noch einmal neue Aktualität.
Jonas Bokelmann, München, schreibt eine Dissertation über Albert Daudistel, Plenum R
Di., 14.05.2019, 19 Uhr
Vortrag / Diskussion:
Otto Neurath und die Münchner Räterepublik. Zum Zusammenhang von Planwirtschaft und Bildpädagogik
Otto Neurath war von März bis Mai 1919 als Kriegswirtschaftsminister für die Erstellung eines zentralen Wirtschaftsplanes für Bayern verantwortlich, nach Verhaftung und Freilassung blieb er noch bis Februar 1920 in München, bevor er in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte. Bekannt wurde er dort Mitte der 1920er Jahre durch die Entwicklung der sogenannten Wiener Methode der Bildstatistik, der Vorläuferin der heutigen Piktogramme. Der Vortrag legt die bis heute wenig bekannten Aktivitäten Neuraths während seiner Münchner Zeit dar und zeigt, wie Neuraths wirtschaftspolitische Überlegungen mit seinen bildpädagogischen Ambitionen zusammenhängen. Da Neurath außerdem mit dem Kunsthistoriker Franz Roh in Kontakt stand, soll auch danach gefragt werden, ob Neurath möglicherweise bereits in München Kontakte zu Künstlern wie Hans Richter, Franz Wilhelm Seiwert und anderen geknüpft hatte. Es soll damit auch das Bild korrigiert werden, Neuraths Münchner Aktivitäten wären nur ein kurzes politisches Intermezzo gewesen, das keine größeren Nachwirkungen auf sein späteres Schaffen gehabt habe.
Daniela Stöppel, München, Dozentin am Institut für Kunstgeschichte der LMU München, befasste sich in ihrer Dissertation "Visuelle Zeichensysteme" (2014) mit Leben und Werk Otto Neuraths
Do., 16.05.2019, 19 Uhr
Autorenlesung / Diskussion
„Der kurze Frühling der Räterepublik“
Vor hundert Jahren gelang einem behäbigen Völkchen am Rande der Alpen eine der wenigen erfolgreichen Revolutionen Deutschlands. Das Tagebuch der Bayerischen Räterepublik rekonstruiert das Geschehen anhand der Erlebnisse dreier revolutionärer Persönlichkeiten: Dem Anarchisten Erich Mühsam (Revolutionärer Arbeiterrat), der Kommunistin Hilde Kramer (KPD) und dem radikalen Sozialisten Ernst Toller (USPD).
Simon Schaupp, Basel, Soziologe, Autor von „Der kurze Frühling der Räterepublik“, Unrast, 2017
Di., 21.05.2019, 19 Uhr
Vortrag/Diskussion
Erinnerungskultur in München rund um die Räterepublik und Revolution
Man könnte in Bayern und in seiner Landhauptstadt stolz darauf sein, dass hier zwei Tage vor Berlin die Adels- und Militärdiktatur beendet und die Demokratie als „Freistaat Baiern“ ausgerufen wurden. Man könnte den Revolutionär und 1. Ministerpräsidenten des Freistaats, Kurt Eisner, mit einem nach ihm benannten zentralen Platz und Denkmal ehren. Stattdessen wird verdruckst und verdrängt.
Wie Demokratie-Geschichte erinnert, interpretiert und öffentlich präsentiert wird, daran ist die reale Verfassung einer Gesellschaft ablesbar.
Die teilweise absurde Geschichte der Erinnerung an den Beginn der Demokratie und an ihre Protagonist*innen seit 1919 bis heute wird in dem Vortrag anschaulich dargestellt. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Welche Forderungen sind zu stellen?
Wolfram Kastner, München, Aktionskünstler, Kurt-Eisner-Kulturstiftung, Plenum R
Do., 23.05.2019, 19 Uhr
Vortrag/Diskussion
Lorenz Schott, Spartakist aus Obergiasing
Biographie eines Münchner Revolutionärs: Der rote Kommandant von Giesing
Nach 4 Jahren an der Westfront kommt der Dachdecker Lorenz Schott im Dezember 1918 zurück zu seiner Familie nach Giesing. Die Schuldigen für die gewaltigen Opfer und Leiden scheinen entmachtet. Die Revolution der Soldaten im November, angeführt von Kurt Eisner, hat die Monarchie gestürzt und das Militär in Bayern verdrängt. Doch die alten Mächte geben sich nicht geschlagen. Nach dem Mord an Eisner durch einen monarchistischen Offizier im Februar 1919, organisiert sich Schott in der neu gegründeten KPD, um die Revolution zu verteidigen. Er wird Obmann der KPD Sektion Giesing, dem lokalen Vollzugsorgan der Räterepublik. Durch den Oberkommandierenden der bayerischen Roten Armee, Rudolf Egelhofer, wird ihm auch das militärische Kommando über die „rote Hochburg“ übertragen. Ende April 1919 ziehen die Reste der alten Fronttruppen den Ring um München immer enger, um die Räterepublik zu zerschlagen. Lorenz Schott zieht noch einmal in die Schlacht.
Andreas Schober, München
Projektträger: Plenum R www.plenum-R.org
in Kooperation mit: Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung e.V. / Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern
Gefördert von: Landeshauptstadt München und Bezirksausschuss 6 Sendling
Herzlichen Dank für die Unterstützung an die Kulturschmiede Sendling e.V.